Im Zentrum der Tagung steht die Wirkungsgeschichte des halleschen Malers Willi Sitte (1921-2013) in der DDR und nach der deutschen Wiedervereinigung. In exemplarischer Weise wurde die Biografie Willi Sittes in den letzten 30 Jahren zum Gegenstand einer mitunter hitzig geführten Auseinandersetzung über die Verstrickung des Künstlers in die Machtstrukturen des untergegangenen Staates. Der Grund für dieses zentrale Bedeutung war der Umstand, dass sich seine Verantwortlichkeit für die Zustände im DDR-Kunstsystem aus seiner Rolle als Vizepräsident (1970-1974) und Präsident des Verbandes Bildender Künstler (1974-1988) sowie als Mitglied des Zentralkomitees der SED (1986-1989) ableiteten. Die Tagung versucht, in Verbindung mit der zeitgleich im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) stattfindenden Retrospektive, nunmehr eine sachliche und faire Annäherung an Willi Sittes Biografie zwischen Kunst und Macht.
In interdisziplinärer Perspektive werden seine Leistungen für die Modernisierung des Sozialistischen Realismus in den 1950er und 1960er Jahren rekonstruiert. Andererseits steht seine offensive Allianzbildung mit der SED-Politik im Fokus der Vorträge und Diskussionen, in denen Willi Sittes Rolle als mächtigster Künstlerfunktionär in der DDR auch in seinem Verhalten gegenüber nonkonform-dissidentischen Künstlern untersucht wird.